Der Wunsch nach einem schlanken Körper und jugendlichem Aussehen begleitet uns Menschen seit jeher. Schlankheit bedeutet Gesundheit, Übergewicht wird oft mit Faulheit, Trägheit und manchmal sogar Dummheit assoziiert.
Mehr denn je suggerieren uns Medien wie Werbeplakate oder TV-Werbung, dass es besonders attraktiv ist, dünn zu sein. In der Modewelt ist sogar massives Untergewicht erwünscht. Bereits gesunde, natürlich Rundungen werden als störend empfunden, auf Fotos werden die Körper schöner, schlanker Frauen zurechtretuschiert.
Besonders Frauen verfolgen den Wunsch nach körperlicher Perfektion. Besonders jungen Frauen und Mädchen in der Pubertät, die noch auf der Suche nach sich selbst sind, ist es wichtig, von ihren Mitmenschen, Freunden und Mitschülern als attraktiv wahrgenommen zu werden und unter Umständen auch einem überzogenen, grundsätzlich ungesunden Idealbild zu entsprechen. Vor allem junge Mädchen geraten auf diesem Wege in die Magersucht.
Magersucht ist eine Essstörung
und gilt als ernstzunehmende psychische Erkrankung. Magersucht (Anorexie) beginnt im Kopf und greift massiv in die Gesundheit des Körpers ein. Bei der Magersucht hungert sich der Erkrankte zwanghaft auf ein oftmals lebensbedrohliches Minimalgewicht. Eine weitere Esstörung ist die Bulimie, bei der der Erkrankte zeitweise Unmengen Nahrung aufnimmt, um sie dann sofort wieder absichtlich zu erbrechen.
In manchen Fällen treten Bulimie und Anorexie zusammen auf. Je weniger Reserven der Körper hat, also je mehr der Mensch abnimmt, umso größere Defizite treten auf. Die Haut wird schlechter mit Nährstoffen versorgt, es kommt zu trockener Haut und später eventuell zu schlecht heilenden Wunden. Die Haare fallen aus, die Infektanfälligkeit ist erhöht, bei Frauen bleibt die Regel aus, es kommt zur (manchmal nur vorübergehenden) Unfruchtbarkeit. Magersucht ist keine Modeerscheinung, sondern eine ernstzunehmende, gefährliche Krankheit.
Was treibt vor allem junge Frauen in die Magersucht?
Zum Einen der Drang nach Schlankheit und der Wunsch, einem (fraglichen) Idealbild zu entsprechen. Zum Anderen liegt dieser Krankheit eine psychische Störung zugrunde und der Wunsch des Patienten nach Kontrolle über sein Leben und seinen Körper. Auch der Hass auf den eigenen Körper und selbstzerstörerische Gedanken können Grund für eine Magersucht sein.
Es können auch alle Gründe miteinander gekoppelt sein. Schwerwiegende Traumata in der Kindheit, zum Beispiel Missbrauch und Vergewaltigung, aber auch die Scheidung oder (gefühlte) Vernachlässigung durch die Eltern können eine Essstörung auslösen. Eine weitere psychische Störung, die als Ursache für Magersucht gelten kann, ist die Dysmorphophobie, eine Wahrnehmungsstörung, bei der der eigene Körper tatsächlich als völlig unförmig wahrgenommen wird. Der Erkrankte ist nicht in der Lage, seine Figur realistisch einzuschätzen.
Auf den ersten Blick wird klar, dass die Ursachen für Magersucht in allererster Linie in der Psyche des Erkrankten liegen. Grundsätzlich verhindert werden kann Magersucht daher vermutlich nicht, zumindest gibt es kein allgemeingültiges Patentrezept. Gerade Eltern können aber in der Erziehung ihres Kindes wichtige Grundbausteine legen und Weichen stellen, um ihr Kind bei der Bildung einer stabilen Psyche zu unterstützen.
Werte und Charaktereigenschaften wie Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung, Selbstzufriedenheit sollten gefördert werden, zum Beispiel durch Hobbies und die Pflege von Freundschaften. Hier sollte verstärkt Augenmerk darauf gelegt werden, dass das Kind einem eventuellen Konkurrenzdruck standhalten kann, damit umzugehen lernt und vor allem auch eigene Niederlagen einzuordnen und zu verarbeiten weiß.
Eltern sollten ihrem Kind, egal welchen Alters, Verständnis und Wertschätzung entgegenbringen und auch darauf vorbereiten, die negativen Dinge des Lebens realistisch bewerten und mit ihnen leben zu können. In der Ernährung sollten Eltern darauf achten, ihrem Kind einen gesunden Bezug zum Thema Essen herzustellen und Essenszeiten als feste Institution mit gesunden Lebensmitteln zu gestalten und auf Fast Food weitestgehend zu verzichten.
Der eigenverantwortliche Erwachsene, der entsprechende Züge an sich bemerkt, sollte psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Ohne die “Compliance”, also die Mitarbeit des Patienten ist eine Behandlung kaum bis gar nicht möglich. Es reicht nicht aus, dass Freunde und Familie dem Erkrankten erklären, dass sein Selbstbild verschoben sei und eine Behandlung unbedingt erforderlich ist. Freunde und Familie können aber dazu beitragen, dass wir uns wohlfühlen und das Gefühl haben, bedingungslos verstanden zu sein. Gesunde soziale Kontakte wirken sich positiv auf die Psyche des Menschen aus und können eine potientielle Magersucht vielleicht verhindern.
Fazit:
Zusammengefasst bedeutet dies, dass folgende Faktoren präventiv gegen Magersucht und generell Essstörungen wirken können:
- Wertschätzung und emphatisches Verständnis in der Erziehung
- Entwicklung eines gesunden Bezugs zur Ernährung
- Stärkung des Selbstwertgefühls und der eigenen Zufriedenheit
- Stärkung der eigenen Resilienz, also der Widerstandsfähigkeit gegenüber negativer Ereignisse
- Vergegenwärtigung, dass ein dünner Körper nicht zwangsläufig gesund ist
- Pflege sozialer Kontakte mit Familien und Freunden
Magersucht ist eine schwere Krankheit, aber sie ist heilbar, wenn der Erkrankte geheilt werden will. Und sie kann vermieden werden, wenn einige grundsätzliche Dinge beachtet werden. Die psychische Stabilität und Gesundheit jedes Einzelnen steht hier an erster Stelle und diese gedeiht am besten im intakten sozialen Umfeld, ob unter Freunden oder in der Familie. Es kann also genau genommen jeder seinen Teil dazu beitragen, dass es seinen Mitmenschen gut geht.