Ursachen der Anorexia nervosa

Magersucht, in der medizinischen Fachsprache auch Anorexia nervosa genannt, ist eine Krankheit, die viele junge Frauen betrifft. Aber auch erwachsene Menschen, auch solche männlichen Geschlechts, erkranken daran. Anorexia nervosa ist durchaus als eine Krankheit der Seele anzusehen, sie wird nicht durch eine Fehlfunktion der Organe ausgelöst. Entsprechend vielfältig werden die Ursachen der Anorexia nervosa diskutiert:

Mädchen in der Pubertät scheinen besonders anfällig

für Essstörungen, zu denen auch die Anorexia nervosa zählt, zu sein. Dies lässt sich insbesondere damit erklären, dass junge Mädchen oft nach solchen Schönheitsidealen streben, die ihnen in den Medien vorgelebt werden. Aktuell werden bevorzugt junge, schlanke, schon fast dürre Menschen als Sympathieträger präsentiert, während sich etwas fülligere Menschen nicht selten Spott und Häme ausgesetzt sehen. Spott und Häme erleben auch viele übergewichtige Frauen in ihrem Alltag, gerade junge Mädchen.

Sie glauben, nur dann für das andere Geschlecht attraktiv zu sein, wenn sie sich schlank hungern. Dass es hier um sehr fragwürdige Ideale geht, kann im Pubertätsalter meistens noch nicht kritisch genug hinterfragt werden. Zudem ist die Pubertät eine Zeit, in der bevorzugt äußere Werte als Maßstab herhalten müssen. Man will zur Peer-Group dazugehören und keinesfalls negativ auffallen, auch nicht durch einige Kilos zuviel. So hungern sich viele Teenies ihre vermeintlich überflüssigen Pfunde herunter und merken gar nicht, dass aus einer an sich harmlosen Diät längst eine Magersucht geworden ist.

Generell scheint mangelndes Selbstbewusstsein ein Faktor zu sein,

der eine Erkrankung an Anorexia nervosa begünstigt. Auch jenseits der Pubertät sind viele Menschen noch nicht wirklich bei sich angekommen. Die Phase der Adoleslenz hat sich immer weiter nach hinten verlagert: Auch um die 30 wissen viele Menschen noch nicht, was sie eigentlich für sich selbst wollen und wohin die Reise des Lebens gehen soll.

Unzufriedenheit mit der eigenen Situation kommt verstärkt hinzu, wenn noch keine finanzielle Eigenständigkeit erreicht werden konnte, wenn die Situation des Lebens schlicht noch nicht selbst kontrolliert werden kann. In solchen Situationen der Selbstzweifel suchen viele Menschen nach Aspekten, die sie selbst strikt kontrollieren können. Das Essverhalten kann hier ein Anfang sein. Bewusst wenig oder nichts mehr zu essen und so schnell abzunehmen, wird von Menschen mit einem eher geringen Selbstbewusstsein oft als wahrer Triumph wahrgenommen – gerade dann, wenn vorher vielleicht leichtes oder deutlicheres Übergewicht vorhanden war.

Während sie viele Faktoren ihres Lebens offensichtlich noch nicht kontrollieren können, ist es ihnen jetzt gelungen, ihre Figur absolut unter KOntrolle zu haben. Dass Magersucht eine Krankheit ist, die behandelt werden muss, erscheint Betroffenen in dieser Phase noch nicht ersichtlich. Das Glücksgefühl der Kontrolle wiegt stärker.

Familiäre Probleme,

gerade Beziehungsfrust, scheint eine Anorexia nervosa zu begünstigen. Viele junge Mädchen, die erleben müssen, dass die Eltern sich scheiden lassen, sind gefährdet, an Magersucht zu erkranken – gerade dann, wenn es auch vorher nicht gut um das eigene Selbstwertgefühl bestellt war. Der Zusammenbruch der Familie wird als belastend erlebt – viele können damit nicht umgehen. Die volle Konzentration auf eine Sache, zum Beispiel das Essverhalten, kann scheinbaren Halt geben und den Alltag neu erfüllen. In familiären Konflikten oder nach einer Trennung kann Anorexia nervosa allerdings auch eine Art Erpressungsfunktion einnehmen. Viele Betroffene erleben, dass sie durch die Krankheit, wenn diese erst einmal als solche erkannt worden ist, zum Mittelpunkt des Interesses werden. Plötzlich kümmern die Eltern sich verstärkt, zeigen vielleicht ein schlechtes Gewissen wegen der Scheidung, überlegen eventuell sogar, davon erst einmal Abstand zu nehmen.

Der Partner, von dem man eigentlich verlassen worden ist, fühlt sich schuldig an der Magersucht und traut sich nicht, die Trennung endgültig zu vollziehen, sondern kehrt vielleicht pflichtbewusst erst einmal zurück. Dies trägt natürlich eher dazu bei, den Status der Magersucht aufrecht zu erhalten, weil die Betoffenen erleben, dass eine solche Krankheit über einen gewissen Zeitraum auch durchaus mit Macht verbunden sein kann. Macht will man nicht aufgeben – so erklärt sich auch, dass viele Betroffene scheinbar gar nicht von ihrer Krankheit ablassen wollen oder können.

Biologische Einlüsse

Diskutiert werden verstärkt auch biologische Einflüsse, die eine Magersucht womöglich begünstigen können. Hier herrscht aber noch Uneinigkeit unzter Wissenschaftlern. Vermutet wird, dass bei Betroffenen eventuell die Hirnareale gestört sind, die das Essverhalten, aber auch den Sexualtrieb, beeinflussen. Möglich ist hierbei aber auch, dass eine solche Störung des Hirnareals erst durch eine unnatürliche, krankhafte Gewichtsabnahme auftritt und somit die Krankheit zwar nicht verursacht, aber dennoch aufrechterhält. Thesen, wonach biologische Einflüsse bei den Ursachen der Anorexia nervosa eine große Rolle spielen könnten, werden gestärkt durch Studien mit Zwillingen. Hier hat man herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass bei eineiigen Zwillingen oftmals beide betroffen sind, stark erhöht im Vergleich zu zweieiigen Zwillingen ist. Bei einer anorektischen Zwillingspatientin ist der eineiige Zwilling in etwa 50% der Fälle ebenfalls von einer Magersucht betroffen.

Fazit:

Die Ursachen der Anorexia nervosa sind vielfältig und auch noch nicht abschließend geklärt. Zu vermuten sind psychologische Einflüsse, etwa schwierige Lebenssituationen, aber auch gesellschaftliche Einflüsse, beispielsweise falsche Schönheitsideale in den Medien. Zu vermuten ist, dass auch eine biologische Veranlagung eine Rolle spielen kann.