Trend: Frühförderung vom Föten bis ins Kleinkindalter – Sinn oder Wahnsinn?

Förderung an sich hört sich ja immer gut an – doch auch dies kann man übertreiben.

Im Mutterleib befindet sich das Kind von der Zeugung bis zur Geburt in einer sehr komplizierten, Ruhe und Schutz erfordernden Arbeit der Zellteilung, Organbildung und des Wachstums. Gegen Ende der Schwangerschaft kommt die intensive Vorbereitung auf die Geburt, die für das Kind genauso wie für die Mutter eine große Belastung und auch ein Risikomoment darstellt.

Wenn mit „Förderung“ Liebe, Kontakt, Zuwendung, gute seelische und medizinische Versorgung der werdenden Mutter, vielleicht das Vorspielen schöner und harmonischer Musik gemeint ist, so ist sie sicherlich gut. In der letzten Zeit kommen Forschung und Medizin immer mehr zu der Erkenntnis, dass die Natur an sich schon sehr perfekt ist, und der natürliche Instinkt der Eltern meist richtig ist.

Da jedes Kind, jeder Mensch ein unwiederbringliches Individuum ist, sollte man als allererstes versuchen, gut zu beobachten, was für ein Kind man hat. Braucht dieser Mensch eher viel Ruhe und Ausgeglichenheit, oder ist er vielleicht ein sanguinischerer Mensch, der viel „Input“ benötigt. Aus der Forschung weiß man, dass grundsätzlich das allerwichtigste für jede Entwicklung des Babys als höchstes Prinzip Liebe und Zuwendung ist.

Wenn Eltern viel mit dem Kind sprechen und sich generell mit Zärtlichkeit und Zuwendung engagieren, lernt ein Kind schneller sprechen. In der Frühförderung im Föten- oder Kleinkindalter gilt es, den elterlichen Instinkt einzusetzen, um das richtige Maß zu finden. Denn ganz sicher ist: zuviel des Guten ist schon wieder schlecht. Die Welt entwickelt sich ständig weiter, und so tun es die Generationen von Kindern auch. Kleinkinder sind sehr empfindlich und zart – und unglaublich klug. Meistens „erzählen“ uns unsere Kinder, was sie von uns gerade brauchen. Die Kunst besteht darin, das Kind zu verstehen und das richtige Maß zu finden. Denn Überforderung eines kleinen Kindes ist gefährlich und kann zu schweren Streß-Symptomatiken führen. Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus, seine Stärken und Schwächen. Ein Kind lernt täglich in den ersten Jahren um das vielfache mehr als wir Erwachsenen, und ist damit sehr beschäftigt.

Zu viele Eindrücke am Tag bringen den Eltern darum eher eine durchwachte Nacht oder die berühmte „Schreistunde“ abends, wenn der Tag überfordernd gewesen ist. Kindererziehung ist tatsächlich eine hohe Kunst, die viel Weisheit, Geduld und Feinfühligkeit von den Erziehenden  erfordert. Lieben, beobachten, fördern – aber auch in Ruhe wachsen lassen ist die Devise. Alles mit viel Liebe und im richtigen Maß. Unsere Kleinen sind sowieso alle schon echte, lebendige Wunder!