„Alle anderen bekommen mehr Taschengeld als ich! Das ist gemein!“, solche oder ähnliche Sätze kennen wohl alle Eltern. Das Taschengeld ist wohl eines der beliebtesten Diskussionsthemen in Familien.
Als Eltern sollten Sie sich bei diesen Streitereien immer bewusst machen, dass es um mehr geht, als um ein paar Euro.
Das Taschengeld ist ein wichtiger Grundstein, um Kinder zu finanziell unabhängigen Erwachsenen zu erziehen. Mit einer sinnvollen Gestaltung des Taschengeldes, können Sie ihre Kinder vor dem finanziellen Ruin schützen!
Warum sollten Kinder Taschengeld bekommen?
Es gibt viele Gründe, die für das Taschengeld sprechen. So können unter anderem folgende vier Lektionen mit dem Taschengeld erlernt werden:
- Den Wert des Geldes einschätzen: Ein Geldschein ist für kleine Kinder nur ein Stück Papier, der Wert von Münzen wird anhand deren Größe und deren Gewicht eingeschätzt. Durch ein altersentsprechendes, vernünftiges Taschengeld lernen die Kinder schnell, dass es sich bei den Münzen und Scheinen um etwas sehr Wertvolles handelt. Zudem bekommt das Kind schnell ein Gefühl dafür, welche Produkte im Geschäft teuer und welche billig sind. Und so entsteht langsam – über Wochen, Monate, ja sogar Jahre – ein Gefühl dafür, wie viel Geld wert ist. Durch die Auszahlung (monatlich oder wöchentlich) kann man auch die eigene Finanzplanung bereits in jungen Jahren üben.
- Entscheidungen treffen: Durch eine sinnvolle Begrenzung des Taschengeldes können sich die Kinder nicht alle Wünsche erfüllen. So lernen sie schon sehr früh, dass Prioritäten gesetzt werden müssen. Die Kinder machen sich dann ganz genaue Gedanken darüber, wofür sie das wertvolle Geld ausgeben. Dabei geht es nicht darum, ob das Gekaufte sinnvoll ist, sondern welchen Wert es für das Kind hat.
- Organisation des Budgets: Da größere Wünsche nicht sofort erfüllt werden können, müssen die Kinder lernen zu sparen. Auch wenn es anfangs schwer fallen mag, den Angeboten im Geschäft zu widerstehen, lernt der Nachwuchs in der Regel sehr schnell, sich immer etwas vom Taschengeld beiseite zu legen.
Denn nur so kann vom Ersparten später ein größerer Wunsch erfüllt werden. - Vergleich der Finanzverwaltung: Durch den Blick auf andere Familienmitglieder und Freunde können Kinder den eigenen Umgang mit dem Geld bewerten. Denn wenn ein Freund sich immer die tolleren Sachen leisten kann, obwohl er gleich viel Taschengeld bekommt, wird klar, dass dieser besser mit dem Geld umgeht. Das Gleiche gilt für einen schlechten Umgang mit dem Taschengeld, der ein warnendes Beispiel für das Kind sein kann.
Insgesamt spielt das Taschengeld eine wichtige Rolle im Leben der Heranwachsenden, um sie zu finanziell bewussten Erwachsenen erziehen zu können. Vor allem in der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, die Kinder schnell an einen guten Umgang mit Geld heranzuführen. Denn in der Regel müssen sie sehr schnell selbstständig werden und eigene Entscheidungen treffen.
Wie viel Taschengeld sollten Kinder bekommen?
Der Schlüssel zum Erfolg beim Taschengeld ist eine vernünftige Höhe. Diese muss vom Alter des Kindes abhängig gemacht werden.Einen ersten Überblick, welche Taschengeld-Höhe empfehlenswert ist bietet ihnen die Taschengeld Tabelle. Diese Angaben gelten für die monatliche Auszahlung des Taschengeldes.
Alle Ratschläge und Vorgaben sind dabei nur als Richtwerte zu verstehen. Denn natürlich muss die entsprechende Höhe auch auf das Kind und die individuelle Situation abgestimmt werden. (Quelle und Details: https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/174/Seite.1740306.html )
Experten raten folgende Staffelung des monatlichen Taschengeldes:
- 2-5 Jahre: 2 Euro
- 6-7 Jahre: 6 Euro
- 8-9 Jahre: 10 Euro
- 10-11 Jahre: 14 Euro
- 12-13 Jahre: 20 Euro
- 14-15 Jahre: 26 Euro
- 16-17 Jahre: 42 Euro
- 18 Jahre: 62 Euro
Einflussfaktoren auf das Taschengeld:
Neben dem Alter spielt auch der Umgang des Kindes mit dem Geld eine Rolle. So kann ein besonders vernünftiger Umgang mit einem höheren Taschengeld belohnt werden. Zudem muss berücksichtigt werden, was sich die Kinder mit dem Taschengeld finanzieren müssen.
Wenn auch Freizeitaktivitäten, Busfahrten, Schulutensilien und Kleidung selbst finanziert bzw. gekauft werden müssen, ist natürlich ein höherer Betrag angemessen. Für die Finanzerziehung ist es nämlich wichtig, dass ein gewisser Betrag zur vollkommen freien Verfügung steht und für nichts Essentielles verwendet werden muss.
Was sollte beim Taschengeld unbedingt berücksichtigt werden?
Damit das Taschengeld einen optimalen Lerneffekt bewirken kann, müssen einige Regeln berücksichtigt werden. Diese sollten auch für die Kinder vollkommen klar sein, damit es zu keinen Diskussionen darüber kommt.
Wichtige Grundsätze sind:
Fixe Auszahlungstermine: Der wöchentliche oder monatliche Auszahlungstermin muss für beide Parteien genau fixiert und eingehalten werden. Nur so kann das Kind lernen, das Budget richtig zu organisieren.
Kinder sollten nicht um das Taschengeld betteln und die Eltern ständig daran erinnern müssen, dass es wieder fällig ist. Zudem sollte das Taschengeld unabhängig davon ausbezahlt werden, wie sich das Kind in anderen Bereichen verhalten hat.
Wichtig: Nicht als Strafe nutzen!
Taschengeldentzug ist eine denkbar schlechte Bestrafungsmethode. Denn so werden jegliche Pläne für das Budget unweigerlich durchkreuzt und der richtige Umgang mit dem Geld kann nur schwer erlernt werden.
- Selbstbestimmter Gebrauch: Über das Taschengeld sollten die Kinder vollkommen frei verfügen können. Es wird in der Regel immer wieder zu scheinbar unnötigen Ausgaben kommen, von denen die Kinder auf keinen Fall abgehalten werden sollten. Denn nur wenn sie die dadurch entstehende Geldnot erleben, erlernen sie eine vernünftige Organisation des Budgets. Bei Fragen zur Verwendung können Eltern natürlich eine Beraterrolle einnehmen, die Entscheidung wird dann jedoch vom Kind getroffen.
- Vernünftige Taschengeldhöhe: Das Taschengeld sollte auf keinen Fall ein Mittel sein, um die Liebe zum Kind auszudrücken. Nur weil man besonders viel Taschengeld gibt, bedeutet das nicht, dass man das Kind besonders lieb hat. Ganz im Gegenteil, durch ein zu hohes Taschengeld fehlt der Lerneffekt, Kinder entwickeln dann maßlose Wünsche. Für diese werden dann auch gerne Schulden gemacht und so entsteht nie ein gutes finanzielles Bewusstsein.
- Geldnöte besprechen: Gleichgültig wie gut oder schlecht die Kinder mit dem Taschengeld umgehen, es werden Engpässe vorkommen. Diese sollten auf keinen Fall mit einigen Euros extra ausgeglichen werden. Im Gegensatz dazu sollten Geldnöte immer offen besprochen werden. Es gilt zu analysieren, wie es zum Geldmangel gekommen ist und wie dieser das nächste Mal verhindert werden kann.
Video-Ratgeber zum Thema Taschengeld
>> Wie viel Taschengeld ist genug? – Survival Guide for Parents
>> Frage des Tages: Wie viel Taschengeld ist angemessen? – Beitrag vom 13.08.2012
Ab wann ist das erste Girokonto empfehlenswert?
Bei kleinen Kindern steht im Vordergrund, sie in den Umgang mit Bargeld einzuführen. Wenn sie jedoch größer werden, ist es auch wichtig, sie an virtuelles Geld heranzuführen.
Irgendwann zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr steht deswegen in der Regel die Einrichtung des eigenen Girokontos an. Auch hier ist es wichtig, dass der Vorgang genau mit den Kindern besprochen wird und gemeinsame Entscheidungen getroffen werden. Tipp: Zum Start empfiehlt es sich auch, sich auf die Suche nach einem geeigneten Konto für das Taschengeld zu machen, und sich in Foren-Diskussionen zu erkundigen oder Bekannte nach ihren Erfahrungen zu fragen.
Im Gegensatz zum Girokonto des Erwachsenen wird das Kinderkonto oder auch das Jugendkonto nicht vor allem für Überweisungen, bargeldlosen Zahlungsverkehr und Daueraufträge eingerichtet. Im Kontrast dazu dient das Konto in der Regel der Einzahlung des Taschengeldes, der Überweisung von Geldgeschenken und der Behebung des benötigten Bargeldes.
Bei der Wahl des Girokontos sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Verschuldung verhindern: Bei den meisten Kinderkonten ist kein Dispokredit möglich. Die Kinder können nur über das vorhandene Guthaben verfügen und keine Schulden machen. So wird eine frühzeitige Verschuldung und anschließende Überforderung mit der Rückzahlung vermieden.
- Konditionen berücksichtigen: Bei der Wahl des richtigen Girokontos sollte auf eine ansprechende Guthabenverzinsung, kostenlose Bargeldabhebungen und kurzfristige, am besten monatliche Versendungen von Kontoauszügen geachtet werden. Eine EC-Karte sollte auf jeden Fall kostenlos enthalten sein.
- Kleingedrucktes berücksichtigen: Auch wenn Kinderkonten oft kostenlos geführt werden können, werden manchmal hohe Spesen für andere Dienste berechnet. Gemeinsam mit dem Kind sollte auch das Kleingedruckte durchgelesen werden. So führt man die Kinder auch früh in die Welt der Verträge ein und schützt sie vor voreiligen Vertragsabschlüssen im weiteren Leben.
Wie wird aus meinem Kind ein finanzbewusster Erwachsener?
Kinder zu erziehen ist eine Aufgabe von mehreren Jahren, ja sogar Jahrzehnten. Dies betrifft im Besonderen auch die Entwicklung der finanziellen Fähigkeiten eines Kindes. Der Weg aus dem eigenen Kind einen finanzbewussten Erwachsenen zu machen ist sehr lang, viele Schwierigkeiten und Probleme müssen überwunden werden. Doch es lohnt sich auf jeden Fall, den Weg gemeinsam mit den Kindern zu begehen.
Die finanzielle Entwicklung der Kinder beginnt schon im Kindergartenalter mit dem ersten Taschengeld. Auch wenn die Kinder hier den Wert des Geldes noch lange nicht einschätzen können, sollte regelmäßig Taschengeld gegeben werden. So werden schon Kleinkinder in die große Welt des Geldes eingeführt.
Während der Schulzeit werden die stets regelmäßigen und verlässlichen Taschengeldauszahlungen immer weiter erhöht. Dies ist auch sinnvoll, so können die Kinder immer mehr Aspekte des Freizeitlebens selbst finanzieren. Die Höhe des Taschengeldes muss hierbei immer individuell bestimmt werden.
Ein zu hohes Taschengeld sollte auf jeden Fall vermieden werden, die Kinder müssen lernen, mit Geldknappheit umzugehen. Nur so können sie ihr Budget richtig organisieren und lernen Prioritäten zu setzen.
Tipp: Rechtzeitig an den Umgang mit dem Girokonto gewöhnen
In den Teenager-Jahren wird es an der Zeit, auch ein eigenes Girokonto einzurichten. Spätestens mit dem ersten Gehalt brauchen die Kinder ein eigenes Konto.
Je früher die Kinder mit dem bargeldlosen Geldverkehr in Berührung kommen, desto leichter gewöhnen sie sich einen verantwortungsbewussten Umgang damit an. Dabei sollte die Wahl des richtigen Kontos gemeinsam getroffen werden.
Vor allem in der heutigen Konsumgesellschaft, in der Wünsche schnell erfüllt werden wollen, haben junge Menschen ein großes Risiko, sich zu verschulden. Wenn Sie Ihre Kinder durch ein angemessenes Taschengeld schon früh in die große Welt der Finanzen einführen, können Sie Ihre Kinder jedoch vor dem finanziellen Ruin schützen. Die Mühe ist das auf jeden Fall wert!