Kinder bereichern das Leben und sind die Zukunft der Menschheit. Nicht selten stellen Erwachsene recht hohe Ansprüche an die kleinen Damen und Herren und erwarten stets ein angemessenes Verhalten und korrekte Umgangsformen.
Die Worte Bitte und Danke sollten selbstverständlich sein und natürlich haben Kinder zu fragen, wenn sie etwas möchten. Ebenso sollten sie nur sprechen, wenn es von ihnen verlangt und den Kindern genehmigt wird. Dies sind nur einige Beispiele in Bezug auf die Erwartungshaltung vieler Erwachsener an Kinder. Einerseits sollen Kinder möglichst lange Kind sein, andererseits sollen sie aber auch mehr oder weniger “funktionieren” und sich natürlich selbstständig im Leben zurechtfinden können. Diesen Weg begleiten in erster Linie die Eltern und häufig gelangen sie in ihrer Erziehung auch an ihre Grenzen.
Doch was genau ist Erziehung eigentlich?
Was macht Erziehung aus und gibt es die einzig wahre Erziehung?
Über diese Fragen streiten sich seit Jahrzehnten die Pädagogen. Erziehung ist, allgemein formuliert, ein langwieriger Prozess im Laufe der Kindheit und Jugend um die Kinder auf das spätere Leben mit allen Facetten vorzubereiten. Doch was bedeutet dies im Detail und welche Möglichkeiten gibt es dazu? Auch hierzu kann keine klare Antwort gegeben werden. Es lässt sich aber festhalten, dass man die Möglichkeiten in mittlerweile acht Erziehungsstile unterteilt. Dabei zeigt jede Möglichkeit seine eigenen Vor- und Nachteile.
Überblick Erziehungs Methoden
Welchen Stil man als Eltern anwendet bleibt jedem selbst überlassen. Durch die Vielfalt der Erziehungsstile zeigt sich jedoch, dass es die einzige und perfekte Erziehung gar nicht gibt. Hinzu kommt noch, dass jedes Kind ein Individuum ist, mit eigener Entwicklung, eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Insofern sollte das jeweilige Kind Akteur seiner eigenen Entwicklung sein. Schaut man sich die unterschiedlichen Erziehungsstile genauer an so stellt man auch fest, dass sie sich manchmal nur durch Geringfügigkeiten unterscheiden.
Der autokratische Erziehungsstil
Der autokratische Erziehungsstil zum Beispiel lehnt an den autoritären Stil an. Hierbei ist für Eigenständigkeit und Eigeninitiative des Kindes kein Platz und auch eine eigene Meinung ist vom Kind zu unterlassen.
Der Vorteil dieser Art zu erziehen ist, sofern man überhaupt von Vorteil reden kann, dass das Kind oder der Jugendliche stets die Erwartungen der Eltern erfüllt und als Vorzeigekind gilt. Doch so toll das auch klingen mag – die Nachteile sind gravierend.
Durch diese Erziehung wird dem Kind jeglicher Raum zu freien Entfaltung und Entwicklung genommen. Selbst als Erwachsene Menschen können solche Kinder keine Entscheidungen treffen, fühlen sich minderwertig und stehen meist als Außenseiter dar. Oft wird der Frust darüber auch in Aggressionen ausgedrückt, doch dass dieser Erziehungsstil die Ursache für das Verhalten ist wird meist nicht erkannt.
Der Laissez-faire-Erziehungsstil
Der sogenannte Laissez-faire-Erziehungsstil ist im Prinzip das Gegenteil. Der Begriff Laissez faire kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie “machen lassen”. Kinder sollen hierbei selbst ihre Erfahrungen machen und somit ihre eigene Entwicklung steuern. An diesem Grundsatz ist zwar zunächst nicht verwerflich, jedoch benötigen Kinder auch Grenzen und Regeln um sich nicht nur im eigenen Kindsein, sondern auch um sich in der Gesellschaft zurechtfinden zu können. Maßregelungen sind in dieser Art zu erziehen aber nicht vorgesehen. Die Nachteile machen sich oft bereits im Kindergarten bemerkbar, denn da die Kinder keine Grenzen und Regeln kennen und gewöhnt sind, erkennen sie auch keine Grenzen bei ihren Mitmenschen. Dies erschwert nicht nur die Eingewöhnung im Kindergarten oder in der Schule, sondern auch den allgemeinen Umgang mit anderen Kindern. Es ist abzusehen, dass Kinder die nach dem Laissez-faire-Prinzip erzogen werden sehr oft Grenzen und Regeln anderer Menschen nicht erkennen und sie überschreiten. Das ist jedoch nicht böswillig gemeint, aber das Kind weiß es nicht besser, denn es kennt ja keine Grenzen.
Der flexible Erziehungsstil
Am weitesten verbreitet ist hingegen der flexible Erziehungsstil. Hierbei wird je nach Anlass und Situation erzogen. Das Kind und sein Wohl stehen im Vordergrund, es gibt Regeln und Grenzen die individuell festgelegt werden und Konsequenzen werden je nach Situation entschieden. Die Vorteile liegen eigentlich auf der Hand. Eltern können gemäß dem Vorfall bzw. der Situation handeln und je nach Sachverhalt mal strenger oder legerer handeln und eine Lösung des Konfliktes herbeiführen. Wenn dies sogar in Absprache mit dem Kind geschieht wird zusätzlich das Wertgefühl des Kindes angehoben und es ist dem Kind in aller Regel umso mehr ein Anliegen, besprochene Regeln und Kompromisse einzuhalten. Doch auch das Kind selbst kann sich gemäß seinem eigenem Tempo und Altersstand entwickeln, ohne einem gewissen Muster folgen zu müssen.
Doch nicht jeder Erziehungsstil ist von so vielen Vorteilen geprägt.
Dies wird im negierenden Stil deutlich. Bei dieser Art zu erziehen findet, paradoxer Weise, gar keine Erziehung statt. Das Kind ist völlig sich selbst überlassen und die Eltern als Erzieherpersonen völlig desinteressiert. In welche Richtung sich das jeweilige Kind letztendlich entwickelt ist nicht vorhersehbar und hängt sogar eher vom Zufall ab. Eine Erziehung im herkömmlichen Sinn findet in dieser Form nicht statt. Grenzen, Maßregelungen oder erzieherische Ansprachen finden lediglich durch Dritte statt, also durch die sekundäre Umwelt. Kinder die unter diesem Erziehungsstil aufwachsen haben die größte Herausforderung zu bestehen, denn jede Person aus der sekundären Umfeld eines Kindes hat ein anderes Erziehungsverständnis. Ein Sprichwort lautet “Zu viele Köche verderben den Brei” und auch hier macht die Redewendung Sinn. Das Kind wird im Prinzip mit allen Erziehungsstilen erzogen und das von zig Personen aus dem Umfeld.
Ähnlich verhängnisvoll kann hingegen auch der egalitäre Erziehungsstil sein. Bei dieser Art zu erziehen stehen Eltern und Kinder auf einer Stufe. Sie sind völlig gleichberechtigt und keine Position ist mehr oder weniger wert als die des anderen. Bei Entscheidungen oder Kompromissen kann dies zwar von Vorteil sein, denn so lernen Kinder auch ihre Meinung zu bilden sowie zu vertreten, geht es jedoch um wichtigere Entscheidungen oder gar um große Konflikte, dann dürfte es für Eltern sehr schwer werden ihren Standpunkt zu vertreten oder ihr Kind von der eigenen Meinung zu überzeugen.
Die Arten und Möglichkeiten Kinder zu erziehen sind sehr zahlreich und ebenso umstritten. Häufig wenden Eltern den Erziehungsstil an, den auch sie selbst in der Kindheit genossen haben. Oder aber Eltern wählen eine völlig andere Erziehung, weil sie die Erziehung der eigenen Eltern in Frage stellen. Mit welchem Stil man sein Kind auch aufwachsen lässt, so sollte doch immer das Wohl des Kindes, seine Interessen sowie die Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Denn nichts ist doch erfreulicher als charakterstarke aber dennoch fröhliche Kinder.